WASCHEN, ZWIRBELN, FÖNEN, FORMEN
Bartpflegetipps von Bartpräsident Wolfgang Stier
  
       Die Empfehlung, sich an den Maßstäben der indischen Sikhs zu orientieren, wäre sicherlich vermessen. Bei denen- bei den orthodoxen jedenfalls- gehört nämlich Bartpflege zur Religion, der Kamm und der Dolch zur rituellen Ausrüstung. Man erkennt die Sikhs an ihrem Vollbart und an ihrem Turban; sie tragen ungeschnittenes Haar. Eine Stunde verbringen sie morgens damit, den Bart und das Haar zu pflegen und zu rollen, den Turban zu binden und in der Heiligen Schrift zu lesen. Dafür kann es auch mal passieren, dass ein Sikh vor Entsetzen und Empörung tot umfällt, wenn ihn ein Zeitgenosse am Barte zieht.
Auf der anderen Seite der Skala stehen unsere trainierten Langschläfer, und zwar die mit Vollbart. Sie geben unumwunden zu, dass es die fünf oder zehn Minuten der morgendlichen Bart- und Gesichtspflege gewesen seien, die sie endgültig ins Lager der (scheinbar) pflegeleichten Vollbärte getrieben hätten. Zeit gespart, länger geschlafen - ätsch!!!
Die Wahrheit, die Realität liegt wie immer in der Mitte. Auch der Bart braucht Pflege, wenn er stramm, gesund und attraktiv sein soll, Pflege genauso wie das Kopfhaar. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man den Bart einfach sich selbst überlassen kann. So transpirieren manche Männer stark auf der Oberlippe - und dann fängt der Bart, vor allem wenn es einer von der fülligen Art ist, an zu riechen, was die eigene Nase gar nicht wahrnimmt. Zwei- bis dreimaliges Waschen mit einem milden Shampoo in der Woche, dazu noch Kämmen und Bürsten und Stutzen gehört zum normalen Bartpflegeprogramm, so wie täglich auch der kontrollierende Blick beim Rasieren: Es gibt ja immer ein paar Haare, die sozusagen verrückt spielen, die wie von irgendeinem Dämon getrieben hervorschießen und ein Eigenleben zu führen scheinen, sich schnell zu erstaunlicher Länge auswachsend. Wer sich die Enden seines Schnauzers zur Spirale hochzwirbelt oder sonstwie auf stilisierte Form aus ist, nimmt entweder ein bisschen simple Pomade oder besser die seit Generationen eingeführte Bartwichse. Hier sind zwei Marken in Deutschland führend: die Bayerische Schnurrbartwichse in braun (hazelnut) und weiß (clear) von TOGAL und die Ungarische Bartwichse in weiß von Stern. Bei ständigem Gebrauch reicht so eine kleine Tube etwa anderthalb Wochen (normaler Durchschnitt). Im einzelnen sieht die Arbeit an der Spirale etwa so aus: Zuerst wäscht man den Bart zusammen mit dem Haar mit Shampoo und trocknet ihn mit dem Handtuch - der Bart ist dann ganz weich. Die Bartwichse aus der Tube (sie sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden!) wird mit dem Zeigefinger in die Barthaare eingerieben (am besten nach dem Frühstück noch ein zweitesmal). Dann wird mit einer dünnen, schmalen Drehbürste der Bart von der Mitte zur Seite hingezogen und am Ende leicht gezwirbelt, so dass sich die Spitzen nach oben und wieder nach innen stellen. Die Bürste muss übrigens oft gewaschen werden, weil sie immer wieder verklebt ist (und man sich so Haare ausreißt). Ein einmaliges Bürsten und der zweimalige Gebrauch von Bartwichse sollte den ganzen Tag über reichen.